Freitag, 25. Dezember 2020 – Friday for future

 

Weihnachten – neben dem Geburtstag auch heute noch gesellschaftlich und familiär eines der wichtigsten Feste im Jahr. Wenn der Staat festlegen würde, dass ein Feiertag gestrichen wird – wohl bei keinem anderen Fest im Jahr wäre der Aufschrei so groß, auch wenn der Kirchenbesuch am zweiten Feiertag nicht immer ganz so groß ist.

Weihnachten – ein Fest der Lichter, egal ob am Christbaum oder am Fenster. Der eine mag es wild flackernd, der andere eher ruhig leuchtend.

Weihnachten – ein Fest der besonderen Lieder, egal ob „Stille Nacht“, „Herbei, o ihr Gläubigen“ und „O du fröhliche“ oder „Happy X-Mas (War is over)“, „O holy night“ und „Mary´s Boychild“ – die Musikrichtung ist ja Geschmacksache.

Weihnachten – ein Fest der besonderen Speisen, ob Christstollen, Karpfen mit Kartoffelsalat oder Gans, aber nicht die Guatsle vergessen. Oder sind Fondue und Raclette eher auf dem Speiseplan?

Weihnachten, ein Fest der Familie, zunächst an Heiligabend die eigene Kernfamilie, dann an den „Feiertagen“ die Ausweitung auf die Verwandtschaft. Ob man sich darauf freut oder eine konfliktreiche Zeit befürchtet?

Weihnachten 2020 – entfällt es wegen Corona? Nein! Aber es wird sicherlich anders werden als zuvor!

Vieles muss geplant werden: Wie feiert man eine Krippenfeier in Coronazeit, wie sieht es mit der Christmette aus? Wie plant man die Zusammenkunft mit der Verwandtschaft? Wird Weihnachten dieses Jahr einsam sein? Wir wissen nicht, was genau auf uns zukommt. Doch als Gläubige wissen wir EINES: Die Botschaft bleibt dieselbe. Und vielleicht ist diese Botschaft dieses Jahr wichtiger denn je in unserem Leben.

Die Botschaft lautet: „Ängstet euch nicht! Denn da! Heilsbotschaft bringe ich euch – große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren wird: Ein Retter ward euch heute geboren – er ist der Messias, der Herr – in Davids Stadt. Und dies sei euch das Zeichen: Ein Neugeborenes werdet ihr finden, das gewickelt ist und in einem Futtertrog liegt.“ (Lukas 2,10-12, Übersetzung Fridolin Stier).

Diese Zusage ging damals an die Hirten. Für die damaligen Adressaten des Evangeliums bedeutet dies zugleich, dass eben diese gute Nachricht nicht an die Gläubigen im nahen Jerusalem ging, dem damaligen religiösen Zentrum, nicht an die religiöse Oberschicht mit dem Hohepriester. Nein, diese frohe Botschaft geht zuerst an die Hirten. Damals war das Leben der Hirten sehr hart. Ihr Ansehen war gering. Die Herden, die sie bewachten, gehörten ihnen oft nicht. Vielfach arbeiteten sie in kleineren Gruppen und verbrachten die Zeit von März bis November im Freien. Nachts trieben sie ihr Kleinvieh auf umzäunten oder ummauerten Plätzen zusammen oder brachten es in Höhlen. Meist schliefen die Hirten direkt bei den Tieren, um sie vor Raubtieren und Räubern zu schützen. Ausgerechnet an sie ergeht zuerst die Frohe Botschaft: HEUTE ist euch der Retter geboren. Die frohe Botschaft „Christ, der Retter ist da“ gilt zu allererst denjenigen, mit denen es „das Schicksal“ nicht gut meint. Den Kranken und Notleidenden, den Unterdrückten und Trauernden, allen, die Leid zu tragen haben, ist zugesagt: Habt keine Angst! Der Retter ist heute geboren. Der Evangelist Lukas setzt dabei die Botschaft bewusst in die Gegenwart: HEUTE ist euch der Retter geboren.

 

 

 Damit geht dieses Geschehen über ein geschichtliches Ereignis vor etwa 2000 Jahren hinaus. Wir alle dürfen uns diese Botschaft des Engels zusagen lassen, wenn es uns schlecht geht, wenn wir unsicher sind und Angst haben, wenn wir körperlich oder psychisch am Boden sind. Insofern ist das Bild, das am Ende dieses Grußworts steht, auch ein Weihnachtsbild, wenn auch anders als gewohnt.

Mit Weihnachten will Gott unser Leben hell machen, auch und gerade jenseits des Weihnachtsglanzes, oder anders gesagt: Erst durch die Menschwerdung Gottes bekommt der Weihnachtsglanz erst seinen eigentlichen Sinn! Und so will uns diese frohmachende Botschaft gerade in der Coronazeit, in der wir noch nicht wissen, wie wir Weihnachten feiern werden, Kraft, Zuversicht und Freude schenken. Wo wir zum Schutz unserer Mitmenschen auf Abstand und Mund-Nasen-Schutz achten, wahrt Gott keinen Abstand. Er sucht die Berührung und riskiert in seiner Menschwerdung alles. Aus Liebe zu uns Menschen wird er Mensch – in aller Gefährlichkeit und Zerbrechlichkeit. Gott ist mit uns, gerade auch in schweren Zeiten!

Wenn wir Weihnachten aus diesem Blickwinkel betrachten, bekommt es vielleicht ganz neue Kraft. Dann kann nochmals neu aufstrahlen, was Karl Rahner mit den Worten formulierte: „Wenn wir sagen: Es ist Weihnacht, dann sagen wir: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt. Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch!“

Das Schöpferwort, das am Anfang alles ins Leben gerufen hat, nimmt selbst Hand und Fuß an, kommt in die Dunkelheit unserer Welt, um sie mit seinem Glanz zu erhellen.

Aus dieser Perspektive heraus will uns der Freitag, 25. Dezember 2020, Zukunft schenken, auch wenn die Gegenwart Probleme macht. Insofern wird Weihnachten 2020 zum Friday for future!

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit und dann ein frohes, gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest.

 

Pfarrer Rometsch, Diakon Weber und Pastoralreferent Antoine