Gedanken zu Allerheiligen:

Me and Bobby Mc Gee“. Ein tolles Lied mit der fantastischen Stimme von Janis Joplin. Ich höre diese Lieder meiner frühen Jugendzeit sehr gerne im Autoradio. Da kann ich dann aufs Lenkrad trommeln, als wäre ich der größte Drummer der Welt. Diese Woche wurde dieser Hit besonders oft gespielt. Am 4. Oktober waren es 50 Jahre, dass die Sängerin tot aufgefunden wurde. Mit nur 27 Jahren war sie an einer Überdosis Drogen gestorben. Immer wieder wurde erwähnt, dass Janis Joplin und ihre Stimme in ihren wenigen Liedern weiterleben würde und in den Herzen der Menschen bis heute präsent sei.

Diese Liste z.T. früh verstorbener Künstler können wir beliebig weiterführen: Janis Joplin, Freddie Mercury, Elvis Presley bis hin zu den ganz Großen und längst Verstorbenen, Beethoven, Bach und Mozart.

Großen Künstlern, aber auch bedeutenden Baumeistern oder Wissenschaftlern scheint es vergönnt zu sein, in ihren Werken weiterzuleben und über Jahrzehnte und Jahrhunderte und weit darüber hinaus nicht in Vergessenheit zu geraten.

Da frage ich mich manchmal: Wer wird sich einige Zeit nach meinem Tod noch an mich erinnern?
Die allermeisten von Ihnen und ich, wir versuchen ja auch mit unseren Talenten und Fähigkeiten und dem, was wir durch Studium und Ausbildung gelernt haben, unser Bestes zu geben und unseren Beitrag für unsere Gesellschaft und diese Welt zu leisten.

Doch der ganz große Jahrhunderthit wird da aller Wahrscheinlichkeit nach nicht dabei sein.

Sicher werden wir im Familien- und Freundeskreis auch einige Zeit nach unserem Tod in Erinnerungen noch präsent sein, und die heutigen vielfältigen Möglichkeiten an Text- und Bilddokumentationen sind da eine gute Hilfe.

Andererseits, und das ist für mich ein tröstlicher Gedanke, hat das Christentum seit früher Zeit eine Kultur gegen das Vergessen von Menschen entwickelt, indem sie sich die Gemeinschaft immer am Jahrestag des Todes versammelt hat und an die Verstorbenen gedacht hat; in großer Hoffnung und in tiefer Überzeugung, dass sie in Gott geborgen sind. „Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand“ Weish 3,1.

Es galt von jeher die Überzeugung: Jeder Mensch ist es wert, dass an ihn gedacht und für ihn gebetet wird und dass er nicht in Vergessenheit gerät, auch ohne riesigen Welthit, großes Bauwerk oder bedeutende wissenschaftliche Erkenntnis; einfach nur, weil er gelebt hat und weil es ihn gegeben hat.

In diesen Tagen, Anfang November, feiern wir diese Tage, an denen wir der Verstorbenen gedenken – den uns bekannten und den uns unbekannten und auch der vielen, an die sonst niemand mehr denkt.

In unserer schnelllebigen Zeit eine wohltuende Kultur des Erinnerns, des Gedenkens und des Nicht-Vergessens.

 

Pfarrer Markus Rometsch